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Giftlattich (Lactuca virosa), auch Wilder Lattich, Stinklattich, Opium-Lattich, Stinksalat, ist eine einheimische krautige Pflanze mit einer vermuteten opioiden Wirkung. Bis ins 19. Jahrhundert wurde der Lactucarium genannte Milchsaft der Pflanze als billiger Opium-Ersatz verwendet. Die Wirkstoffe in Gift-Lattich sind unbekannt, weshalb es gegenüber in ihrer Wirkung standardisierbaren Arzneimitteln an Bedeutung verlor.

Konsum[]

Darreichungsform[]

Giftlattich kann als Wildpflanze in wenigen Regionen Deutschlands gefunden werden, Hauptsächlich an der Mosel und am Main. Weit verbreitet ist es vor allem in warmen Ländern des Mittelmeerraums und in der Schweiz[1], aber vermutlich durch seine Kultivierung als Arzneipflanze auch in viele anderen Weltregionen, wie Nordamerika, Pakistan, Indien und Australien.

Die ein- bis zweijährigen Pflanzen können aber auch aus Samen kultiviert werden.

Internetshops bieten auch unterschiedliche Giftlattich-Zubereitungen an.

Das Lactucarium, der getrocknete Milchsaft, kann gewonnen werden indem man die oberen Pflanzenteile, wie Blüten und Stängel, abschneidet und den aus den Stängeln fließenden Milchsaft in einem Gefäß auffängt. Dies kann mehrfach durch erneutes Abschneiden der Stängelspitze wiederholt werden.

Extrakte werden meist durch auskochen des Pflanzenmaterials in Wasser hergestellt.

Applikationsweg[]

Zum oralen Konsum kann das Pflanzenmaterial oder Lactucarium einfach verzehrt werden. Aus dem Pflanzenmaterial kann auch ein Tee gekocht werden oder das Extrakt oder Lactucarium wird in Flüssigkeiten gelöst.

Auch das Rauchen und Dampfen von Lattich-Zubereitungen ist wirksam.

Dosierung[]

Als orale Dosis werden etwa 10-20g Pflanzenmaterial empfohlen, für eine leichte beruhigende Wirkung sollen auch schon 5g reichen.

Vom Lactucarium sollten nur 0,1-0,5g eingenommen werden.

Bei einer Überdosierung kann es zu unangenehmen Nebenwirkungen kommen.

Wirkung[]

Meist wird die Wirkungen von Giftlattich als sedativ, hypnotisch, anxiolytisch und diuretisch beschrieben, z.T. auch als analgetisch und antitussiv.

Eine Einnahme von wesentlich mehr als einem Gramm Lactucarium soll Kopfschmerz, Schweißausbrüche und Schwindel hervorrufen. Im Tierversuch trat der Tod bei Überdosierung durch Herzstillstand ein.

Für ein opioides Wirkprinzip spricht die Überschneidung der typischen Wirkungen und anektdotische Berichte, dass sich mit Gift-Lattich-Zubereitungen ein opioides Abstinenzsyndrom aufheben lässt. Allerdings treten auch für Opioide untypische Nebenwirkungen auf und eine Wirkung auf Opioid-Rezeptoren ist bislang weder belegt noch widerlegt.

Wirkstoffe[]

Man vermutet die wirksame Komponente in den enthaltenen Sesquiterpen-Lactonen und das sie wasserlöslich ist. Im wissenschaftlichen Fokus stehen hierbei vor allem Lactucin, Lactucopikrin und 11β,13-Dihydrolactucin, wobei widersprüchliche Ergebnisse in Tierversuchen vorliegen. Auch eine Glykosidfraktion mit dem Hauptbestandteil Lactusid A soll sich als wirksam gezeigt haben.

In vitro soll Lactucin als Adenosin-Agonist wirken[2] und Lactucopikrin als Acetylcholinesterasehemmer wirken. Ein Adenosin-Agonismus kann eine beruhigende Wirkung haben, allerdings auch die Herzfrequenz senken und so eine Erklärung für die Herzgiftigkeit im Tierversuch sein.

Pflanze[]

Steckbrief[3]
Aussat in Vorkultur:     Februar
Aussat in Freiland:      März, April
Saattiefe:               Lichtkeimer
opitmale Keimtemperatur: 10-15 °C
Keimdauer:               7-14 Tage
Pflanzabstand:           60x40 cm

Legalität[]

Giftlattich ist in der Verordnung über apothekenpflichtige und freiverkäufliche Arzneimittel (AMVerkRV) in Anlage 1b gelistet. Damit sind Giftlattich-Arzneimittel apothekenpflichtig, aber nicht verschreibungspflichtig.[4]

Referenzen[]

siehe auch[]

Lattiche[]

Lactucarium wurde z.T. auch von anderen Arten der Gattung Lattich gewonnen, so etwa:

  • Lactuca serriola (Stachel-Lattich)
  • Lactuca quercina (Eichen-Lattich)
  • Lactuca sativa (Gartensalat)
  • Lactuca canadensis var. elongata

Verwandte Drogen[]

Opioide (Kategorie)
Wechselwirkung Vertreter Häufige Wirkstoffgruppe
Opioid-Agonist 2-MF, 3-MF, Allylprodin, Alphaprodin, Anileridin, Buprenorphin Carfentanyl, Deltorphin (Phyllomedusa bicolor), Deltorphin I, Deltorphin II, Dermorphin, Dextropropoxyphen, Fentanyl, Levacetylmethadol, Levomethadon, Meptazinol, Methadon, Mitragynin(Kratom), MPPP, Myrrhe, O-Desmethyltramadol (Krypton), Pentazocin, Pethidin, Piritramid, Prodin, PZM21, Remifentanil, Sufentanil, Tapentadol, Tilidin, Tramadol, W-18, U-47700, Cychlorphin Analgetika
Euphorika
Addiktiva
Morphinane
Desomorphin(Krokodil), Dihydrocodein, Heroin, Hydrocodon, Hydromorphon, Levallorphan, Levorphanol, Oxycodon
Opiate
Codein(Purple drank), Morphin, Thebain, Narcein
Schlafmohn-Zubereitungen: Blaumohn-Plörre(Mohnsaat), Opium, Opium-Tinktur, Opiumessig, Polnische Suppe
Nitazene
Nitazen, Etonitazen, Isotonitazin, Metonitazin, N-Desethyletonitazen, Etomethazen, Etocyanazen, Etoacetazen, Etodicloazen, Etonitazepyne, Protonitazen, Protonitazepyne, Isotonitazepyne, Isotonitazepipne, Butonitazen, Isobutonitazen, Methylenedioxynitazen, Desnitazen, Metodesnitazen, Metodesnitazepyne, Etodesnitazen, Etodesnitazepyn, Etodesnitazepipne, Protodesnitazen, Isotodesnitazen, Meta-Metonitazen, Metonitazepyn, Metonitazepipne, N-Desethylmetonitazen, Metomethazen, Dimetonitazen, α-Methylmetonitazen, O-Desethyl-etonitazen, Protonitazepipne, N-Desethylprotonitazen, N-Desethylisotonitazen, Secbutonitazen, Etoetonitazen, Flunitazen, Clonitazen, Bronitazen, Methylnitazen, Ethylnitazen, Propylnitazen, t-Butylnitazen, Acetoxynitazen, Methylthionitazen, Ethylthionitazen, Tetrahydrofuranitazen
Endorphine
α-Endorphin, β-Endorphin, γ-Endorphin, σ-Endorphin

Enkephaline: Met-Enkephalin, Leu-Enkephalin
Dynorphine: Dynorphin A, Dynorphin B, α-Neoendorphin, β-Neoendorphin, Big Dynorphin

Exorphine
Casomorphine, Gliadorphine, Rubiscoline, Sojamorphine
Κ-Opioid-Agonist‎ Salvinorin A(Salvia divinorum) Dissoziativa
Opioid-Antagonist Naloxon, Naltrexon Antidot für Opioid-Agonisten
Polykonsum mit
Uppern Speedball, Leaveball
Downern Gabanergika Opium-Tinktur, Nepenthes
Opioiden
Cannabinoiden
Halluzinogenen Psychedelika
Dissoziativa
Delirantia Twilight sleep
Sonstige Purple drank
Adenosinergika
Wechselwirkung Vertreter Häufige Wirkstoffgruppe
Adenosin-Antagonist Coffein(Coca-Cola, fritz-kola, Energy-Drink, Guarana, Kaffee, Kolanuss, Mate, Club-Mate, Tee, Schwarzer Tee, Ilex vomitoria, Ilex guayusa), Theobromin(Kakao, Schokolade), Theophyllin(Fenetyllin) Stimulantien
Adenosin-Agonist Baldrian
Cholinergika
Wechselwirkung Vertreter Häufige Wirkstoffgruppe
Acetylcholin-Agonist Acetylcholin Parasympathomimetika
Muskarin-Agonist Betelnuss, Muskarin
Nicotin-Agonist Cytisin(Gemeiner Goldregen), Nicotin(Tabak)
Acetylcholin-Antagonist
Anticholinergika
Coniin (Gefleckter Schierling), Diphenhydramin Parasympatholytika, Delirantia, Antiemetika, Neurotoxine
Muskarin-Antagonist Atropin, Hyoscyamin(Delirante Nachtschattengewächse: Alraune, Bilsenkraut, Engelstrompete, Stechapfel, Tollkirsche, Schwarze Tollkirsche, Tollkraut), Piturin, Scopolamin, Tropicamid
Nicotin-Antagonist Strychnin (Curare, Ignatius-Brechnuss, Gewöhnliche Brechnuss), Tubocurarin, Toxiferin
Cholinesterasehemmer Donepezil, Galantamin, Linarin (Echter Baldrian), Physostigmin, Rivastigmin, Tacrin, Thebain Antidementiva

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